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Siegfried Schulz (1939 in Königsberg, 2025 in Waldenbuch): Theologe, Pädagoge, Historiker
Freundschaft ist ein hohes Gut. Das habe ich wie viele andere gespürt, die zur Trauerfeier für Siegfried Schulz kamen und den Verlust wahrnahmen. Der ein Jahr Ältere, der am 28. Dezember 1939 im ehemaligen Königsberg geboren wurde, starb am 07. Juni 2025 im schwäbischen Waldenbuch. Er war über fünfzig Jahre ein persönlicher Freund, aber auch ein Menschenfreund, der diese Eigenschaften auf seinen vielen Reisen und Wanderungen immer wieder bewies. Als protestantischer Theologe, Pädagoge, Historiker und politischer Mensch vermochte er, das Christsein in Wort und Tat zu leben. Seine aus Hamburg stammende Frau Anneliese, ebenfalls Theologin, war ihm eine starke Stütze dabei. Mir fällt als vergleichbare Persönlichkeit spontan der ältere Theologe Helmut Gollwitzer (1908-1993) ein, dem wir, Siegfried und ich, auch in Schwaben begegnet sind. Die Friedensbewegung führte uns in den 1980er Jahren zusammen.
In zahlreichen Publikationen hat Siegfried Schulz seine Gedanken und historischen Forschungen festgehalten. Dazu gehören die im Privatdruck erschienenen, unverkäuflichen „Einblicke“. Sein letztes Werk „Einblicke 5. Bemerkungen, Beobachtungen und Bedenken zu aktuellen und historischen Schlagwörtern und Ereignissen“ von 2024 ist eine mahnende Schrift, besonders das letzte, auf einen Vortrag zurückgehende Kapitel:
„Warum Krieg? Eine unendliche Reise durch mehr als 2000 Jahre auf der Suche nach Frieden“. Gegen Schluss formuliert er: „Wir haben es in der Hand, nicht immer wieder falsch abzubiegen, uns nicht erneut in einen Krieg zu verrennen, - wenn wir es denn wollten. Diese Hoffnung in gestaltete Politik zu verwandeln, liegt in unseren Händen. Ja, es wird immer Kriege geben. Das ist meine bittere Erkenntnis dieser Jahre. Deshalb lässt Erasmus von Rotterdam [gest. 1536] seine Friedensgöttin klagen. Sie findet nirgendwo eine endgültige Heimat. Und deshalb beginnt [Immanuel] Kant [gest. 1804] seine Schrift mit dem makabren Hinweis auf die Gastwirtschaft zum Ewigen Frieden. Frieden, so seine sarkastische Botschaft finden wir Menschen erst auf dem Friedhof. – Ja, es wird immer unsere Aufgabe bleiben, unsere eigenen und fremde Aggressionen einzuhegen.“ (S. 88).