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Am Bahnhof Friedrichstraße, im Zentrum Berlins, erinnert diese Plastik an das Schicksal Tausender Kinder: 1938/39 konnten viele in Richtung England ausreisen. Die meisten aber konnten nicht gerettet werden und wurden im Holocaust ermordet (http://www.kindertransporte-1938-39.eu).

An diesem 09.November 2013 tat sich in Deutschland viel auf Gedenkfeiern. Das geschah ganz anders als beispielsweise in England, wo man wie in jedem Jahr den Remembrance Day feierte. Er erinnert an den (gewonnenen) Ersten Weltkrieg und seine Opfer, und dabei gibt es im ganzen Land Militärparaden und Kranzniederlegungen.

Vermutlich am stärksten wurde in diesem Jahr in Berlin gedacht. Der Beobachter erlebte eine sozialistische Gedenkveranstaltung  auf dem Friedhof der Märzgefallenen im Bezirk Friedrichshain. Dort, wo die  Toten der demokratischen Revolution vom März 1848 begraben worden waren, wurde an die Opfer der (letztlich gescheiterten) sozialistischen deutschen Revolution vom November 1918 erinnert. Einige Redner, die die etwa 50 Zuhörer auch auf die Progromnacht vom 09. November 1938 hinwiesen, erinnerten an die friedliche Revolution von 1989 hin, die zu der Maueröffnung am 09. November 1989 und schließlich zur Vereinigung beider deutscher Staaten geführt hatte. Die alten Frauen und Männer des mit roten Schals ausgewiesenen Chores, offensichtlich ehemals engagierte DDR-Bürger, bekamen steinerne Gesichter.  Es war ein denkwürdiges Erlebnis, wie sich Ost- und West-Berliner unterschiedlicher politischer Orientierung sprachlich und gesanglich zusammenfanden. Alte ideologische  Gräben taten sich bei der Behandlung der Novemberrevolution von 1918 wieder auf: Hier alte Kommunisten und ehemalige Maoisten mit dem Slogan „Wer hat uns verraten – Sozialdemokraten!“. Dort Sozialdemokraten, die wie damals, 1918, für die bürgerliche Ruhe, Ordnung und sozialen Fortschritt eintraten. Was sie schließlich gesanglich vereinte, war das alte Volkslied „Die Gedanken sind frei!“.

Ganz anders, weil staatstragend und christlich orientiert, war der zweieinhalbstündige Gedenkmarsch durch die alte Berliner Innenstadt zur Synagoge in der Oranienburger Straße. Aus Anlass der Programnacht vor 75 Jahren wurde an die Schmach erinnert, dass nur Wenige der Gewalt der Nationalsozialisten gegen jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger an jenem 09. November 1938 und in den folgenden Jahren widerstanden hätten. Zu den Wenigen gehörten der evangelische Pfarrer Helmut Gollwitzer ebenso wie der katholische Prälat Bernhard Lichtenberg und der preußische Polizist Wilhelm Krützfeld. Mit dem Regierenden Bürgermeister, einem wahrhaftigen Kardinal und dem evangelischen Bischof an der Spitze wanderten etwa 400 Menschen, hörten am Dom die Kurzbiographien jüdischer Kinder und Erwachsener, die einst ganz normale Berliner gewesen, dann ausgegrenzt und ermordet worden waren. Eine fast so beklemmende Situation wie die Nennung der Namen in der Gedenkstätte von Yad Vashem bei Jerusalem.

Weniger spektakulär verlief eine kleine Wanderung am Abend des 29. Novembers im Berliner Stadtteil Friedenau. Trotz Kälte und Regen wanderten rund 30 Teilnehmer zu mehreren Häusern, vor denen „Stolpersteine“  (http://www.stolpersteine-berlin.de/) verlegt worden waren. Kleine, Namen tragende Steine aus Messing, die in das Pflaster eingelassen worden waren, um an das Leben und Sterben von jüdischen Mitbewohnern zu erinnern. 13 Stolpersteine erinnerten an meist ältere Menschen, die wegen ihrer Herkunft  in den 1940er Jahren in Theresienstadt oder Auschwitz ermordet wurden. Es wurde eines jeden dieser 13 Menschen gedacht. Eine weiße Rose zierte den Stolperstein...

01.Dezember 2013

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